Als Waldorfschülerin weicht man ohnehin deutlich vom üblichen Werdegang eines klassischen Mainstream-Jugendlichen ab - da ist es kein Wunder, dass ich mich auch in Sachen beruflicher Selbstverwirklichung für eine Richtung entschieden habe, die noch heute den meisten meiner Bekannten das Schmunzeln und Lächeln ins Gesicht treibt.

Ich bin Steinmetz(in)!

Vielleicht verlangt das nach Erklärung: Es war mein Großvater väterlicherseits, der mich als etablierter und angesehener Bildhauer bereits in meinen jüngsten Jahren regelrecht infiziert hat. Die Vorstellung harten Stein - der Millionen Jahre zur Entstehung brauchte - in wenigen Stunden zu einem Kunstwerk von beeindruckender Schönheit “zurechtzustutzen” läßt mich seither nicht los. Letztendlich war es eine Art “Schnupperkurs” der Firma Thust in Balduinstein, der mich im zarten Alter von 16 Jahren endgültig mit Hammer und Meisel verheiratete. Der Weg war klar.

Die wohlbehütete Umgebung der Neuwieder Waldorfschule lies ich mit 18 hinter mir, um mich unversehends mitten in einer klassischen Männerdomäne wiederzufinden. In der Berufschule umgeben von Dachdeckern, Straßenbauern und Maurern ebnete ich mir Stück für Stück meinen Weg in Gefilde, in denen man sich landläufig nach wie vor nur schwer ein Mädchen vorstellen kann. Das Thust in seinem Unternehmen traditionell viel Wert auf weibliche Berufseinsteiger legte machte mir die Sache an meinem Arbeitsplatz in Balduinstein selbst sehr viel einfacher.

2002 schloß ich meine Ausbildung ab. Ich war Steinmetz, da gab es nichts mehr dran zu rütteln. Neben den alltäglichen Aufgaben (die sich makabrer Weise auf die Herstellung von Grabmalen fokussieren) engagierte ich mich aber schon immer besonders auch in den künstlerichen und kreativen Bereichen meines Berufes. Skulpturen und Figuren alle Größen und Arten sind und waren schon immer meine große Leidenschaft.

Durch unzählige Studiengänge und Seminare habe ich mir in den letzten Jahren viel KnowHow und Fertigkeiten angeeignet meiner Kreativität zum Ausdruck zu verhelfen. Kurse an den Kunstakademien in Essen und Trier haben mir geholfen meinen eigenen Stil zu entwickeln und zu prägen und mich neben meiner täglichen Arbeit als Steinmetz in meinem privaten Engagement als Bildhauerin zu etablieren.